Erste Kontakte zum Familienstellen.
Meinen ersten Zugang zum Familienstellen hatte ich über Bücher von Bert Hellinger. Da war ich Anfang 20. Die Methode hat mich stark fasziniert. Ein sehr charismatischer Mann, dieser Hellinger. Die Idee einer Ordnung in der Familie, dass alles so schön aufgeräumt sein könnte, mochte ich. Beim zweiten Buch begann aber auch dieses diffuse Ablehnungsgefühl. Irgendetwas behagte mir nicht. Er hatte mir zu klare Ansichten, zu feste und auch zu patriarchale Strukturen.
Ein paar Jahre später ließ ich auf einem Familienstellenwochenende das erste Mal ein eigenes Thema aufstellen. Ich war tief beeindruckt. Welch tolle Erfahrung!
Im Rahmen meiner Gestalttherapieausbildung war das Familienstellen dann fester Bestandteil und ich begann mich das erste Mal intensiv mit dieser Methodik im Ausbildungskontext zu befassen. Nach meiner abgeschlossenen Ausbildung und meiner Heilpraktikerprüfung, entschloss ich mich, diese Methode mit in meine Arbeit aufzunehmen. Ich wollte noch mehr darüber lernen und schloss daher eine weitere 2-jährige Fortbildung in GESTALTTHERAPEUTISCHEM FAMILIENSTELLEN an. Jetzt setzte ich mich noch intensiver mit dem spezifischen des Gestalttherapeutischen im Familienstellen auseinander, studierte die Vorläufer Jakob Moreno, Virginia Satir und Thea Schönfelder noch einmal und begann meine eigenen Aufstellungen zu leiten und meinen eigenen Stil zu entwickeln.
Das Individuelle zulassen.
Was mich fasziniert in dieser Arbeit, ist die Kraft der Gruppe – das Feld, das entsteht und den Prozess trägt. Was mich entflammt, ist die Offenheit der Arbeit. Dieses "sich entwickeln lassen", die neugierige Haltung, der kreative Prozess. Im GESTALTTHERAPEUTISCHEN FAMILIENSTELLEN gibt es kein festgesetztes Endbild auf das hingearbeitet wird. Wir haben eine durchgängig offene Haltung. Es ist eher ein beständiges sich annähern, erkunden, suchen, entdecken, aufdecken, probieren. Das schließt das Landen in Sackgassen mit ein. Manchmal steckt man fest und es geht minutenlang nicht weiter. In solchen Fällen wird nichts erzwungen, keine Lösung aufgepfropft. Es ist dann wie es ist und manchmal gibt es keine Lösung. Meist jedoch kommt es irgendwann zu dem Punkt, an dem dann doch ein Durchbruch kommt, eine kreative Idee der Leiterin, die plötzlich wieder etwas in Gang bringt, oder auch ein Impuls aus der Gruppe, aus den aufgestellten Personen heraus, der Veränderungen bringt, Perspektiven eröffnet, Energie freisetzt. Das fordert mehr Geduld, mehr aushalten können dessen, wie es eben gerade ist und es ist ein unendlich spannendes und immer neues Erlebnis.
Eigene Wege finden.
Ich liebe diese Offenheit, das Zulassen über den eigenen Horizont hinaus. Ideen hineingeben und wieder loslassen, wenn sie zu nichts führen. Nur so können, meiner Meinung nach, die wirklich passenden Wege gefunden werden. Es ist eine sehr kleinschrittige, feine und detaillierte Arbeit.
Natürlich kann es so etwas geben, wie eine Ordnung der Liebe. Ja. Und doch kann der Prozess nur hilfreich sein, wenn es die Person, die ihr Thema bearbeitet, in ihrem individuellen ganz eigenen Schicksal erkennt. Es gilt das ganz persönliche spezifische herauszuschälen, nicht ein Muster darüber zu legen. Das Innere, der innere Prozess der Person, die ihr Thema bearbeitet, muss genau im Blick behalten werden. Das ist der Kompass, den die Leitende lesen können muss und dem sie folgt.
Meine Faszination für diese Methode ist nach all den Jahren nicht verflogen - ganz im Gegenteil. Je tiefer ich einsteige, desto beeindruckter bin ich von dieser bereichernden Möglichkeit der inneren Arbeit und desto dankbarer bin ich, Menschen auf diese Art begleiten zu dürfen.
anne
Kommentar schreiben
Karola (Dienstag, 25 Januar 2022 10:11)
Liebe Anne,
vielen Dank für die Erklärung deiner Arbeit. Sie kommt sehr sympatisch und nachvollziehbar rüber.
Ich werde an dich denken, wenn es mal bei mir soweit sein wird.
Herzliche Grüße von Karola