vor kurzem habe ich den Film „Nach der Hochzeit“ der dänischen Regisseurin Susanne Bier gesehen. Ein wirklich toller Film, mit fein gezeichneten und sehr pur gespielten Charakteren. Vor allem
eine Szene hat mich tief berührt, als Jørgen, einer der Hauptprotagonisten, seine ganze Auflehnung, Verzweiflung, Angst und Wut über seinen bevorstehenden Tod herausbrüllt. Seine Frau Helene ist
bei ihm und in ihrem Gesicht sieht man das ganze Gefühlsspektrum menschlichen Mitgefühls gespiegelt. Es ist eine unglaublich intensive Szene, die mich an einem tiefen inneren Punkt berührt
hat.
In Filmen begegnen wir uns selbst
Ich dachte an meinen Vater kurz vor seinem Tod. Und wie sehr ich mir gewünscht hätte, dass er damals seine innere Verzweiflung mit uns geteilt hätte. Vielleicht wäre das eine Befreiung gewesen
aus dem bleiernen Schrecken, der uns alle umfing?
Gefühle anerkennen
Ich bin der tiefen Überzeugung, dass Gefühle uns mit unserem Innersten und miteinander in Kontakt bringen, uns mit der Welt verbinden und Energien freisetzen die, wenn sie in uns gehalten sind,
unsere Lebendigkeit behindern. Sie finden dann andere Kanäle, kommen an anderer Stelle, oder stecken als Depression oder körperlicher Schmerz in uns fest.
Bitte verstehe mich nicht falsch. Nicht jedes Gefühl, das dich durchläuft muss ungebremst herausgeschrien werden. Es geht um das Anerkennen deiner aktuellen inneren Wahrheit, so wie sie in diesem
Moment für dich ist. Um das: „Ah, so ist das für mich jetzt in diesem Moment. Ok.“
Gefühle verbinden uns
Was mir bei der Szene klar wurde war, wie sehr es mich erleichtert hätte, die Gefühle der Verzweiflung mit meinem Vater teilen zu können. Wie sehr es uns hätte verbinden können, statt uns zu
trennen. Vielleicht war es für damals gut so. Und wie auch immer ich es von heute aus bewerte: Es war wie es war.
Ich weiß, dass ich heute anders leben kann und möchte. Ich weiß, dass ich heute die Energie meiner Gefühle anders wahrnehmen, lenken und nutzen kann. Dass ich besser verstehe wozu ein Gefühl von
mir hilfreich ist und wann ein Gefühl einfach nur eine alte Erinnerung ist, die für das heute nicht relevant ist.
Die Kraft der Gefühle
Lässt du dich deine Gefühle spüren, so bringt es dich in Kontakt mit dir: „Aha, so geht es mir jetzt gerade. Das ist meine Wahrheit in diesem Moment. OK.“
Zeigst du deine Gefühle, so bringt es dich in Kontakt mit deinem Gegenüber und mit der Welt. Du fühlst dich selbst und du wirst fühlbar für andere. Im anderen kann etwas entstehen wie: „Ah, so
bist du gerade hier. Ich kann dich gut sehen. Ich kann mitfühlen mit dem, was dich bewegt.“
Wenn du dir deiner Gefühle bewusst bist, kannst du anfangen sie zu betrachten und deine damit verbundenen Bedürfnisse zu finden. Du spürst besser, was jetzt gerade für dich von Bedeutung ist.
Kannst dem für dich Wesentlichen auch den Wert geben, den es verdient. Dich besser an dieser Stelle ernst nehmen und deine Energie entsprechend lenken.
Ein wahrlich spannender Prozess. Wünscht du dir Begleitung dafür? Dann nimm gerne Kontakt zu mir auf. Ich freue mich auf dich.
anne
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Peter (Donnerstag, 03 Februar 2022 11:53)
Vielen Dank für die einfühlsame Beschreibung.