Klient*innen kommen zu mir in die Praxis und berichten mir von Überlastung, Ängsten oder Unsicherheit. Oft ist dabei das Thema der eigenen Grenzen berührt.
Wie meine Mutter, wie mein Vater.
Manche von uns wuchsen mit Eltern auf, die nicht gut in der Lage waren, ihre eigenen Grenzen zu spüren. Eine mögliche Folge davon kann sein, dass du große Nähe herstellen und zulassen kannst, dich dabei aber selbst übergehst. Im Nachklang zu solchen Begegnungen merkst du ein diffuses Unbehagen oder fühlst dich einsam und hast trotzdem das Gefühl dich zurückziehen zu wollen. Vielleicht wirst du auch traurig, ohne genau zu wissen warum, oder spürst eine körperliche Anspannung.
Als Kinder denken wir, dass das, was wir zuhause erleben, richtig ist. Dass es nur so gehen kann und so gehört. Unser Elternhaus ist die Brille für unsere Sicht auf die Welt. Dort lernen wir, wie das Miteinander funktioniert.
Wenn deine Eltern wenig innerpsychische Abgrenzung zugelassen haben, suchst du später unbewusst immer wieder nach diesem Ineinanderfließen und denkst, dass dies deine einzige Möglichkeit ist: Zu verschmelzen, dich aufzulösen und eins zu werden mit deinem Gegenüber, deiner/m Partner*in, deinen Freund*innen. Alles andere fühlt sich fremd und verloren, oder auch gefährlich an.
Kennst du das?
Gib dir Zeit…
…dich selbst besser zu spüren. Denke an die vielen Jahre in denen du gelernt hast, dass es besser ist, dich nicht zu fühlen und nicht auf deine inneren Reaktionen zu achten. Es dauert lang bis deine alten automatischen Reaktionen um neue Möglichkeiten erweitert sind. Also sei großzügig mit dir. Du wirst Erfolge und Rückschläge haben. Wenn du dich erwischt, wie du nach den alten Mustern agierst, sag dir einfach: „Ah, so mache ich das jetzt gerade. Okay. Welche Optionen habe ich noch?“
Wenn du es schaffst in einer Situation gut bei dir zu bleiben, dann feiere dich dafür. Spüre gut nach, wie es sich für dich anfühlt. Was passiert in mir, wenn ich mit mir verbunden bleibe im Beisein von anderen. Blicke mit wohlwollender Neugierde auf dich. Lass dich überraschen von dir und deinen neuen Erfahrungen.
Dich selbst als eigenständiges Wesen zu erleben, dich dadurch freier und unabhängiger bewegen zu können, als Du-selbst mit anderen in Kontakt zu gehen: Es ist wunderbar, wenn es gelingt. Du wirst dich eigenständig und verbunden fühlen. Wenn es noch nicht immer gelingt, gib dir Zeit und schenke dir ein wohlwollendes inneres Lächeln.
In Kontakt mit dir.
In-Kontakt-sein heißt nicht, miteinander zu verschmelzen. Dieses Verschmelzen ist ein wunderschönes Erlebnis, sofern man es bewusst ansteuert. Es ist überhaupt nichts Schlimmes daran und kann sehr erfüllend sein. Aber es ist nicht das Ziel. Es ist einer der möglichen Zustände. Es ist wichtig immer wieder ganz zu sich zurück zu finden und auch, sich abzugrenzen, um in einen echten Kontakt treten zu können.
Probiere es aus. Welche Erfahrungen sammelst du?
Das Beschriebene mag für dich abstrakt klingen und in der Tat ist es nicht einfach, alleine die eigene innere Weite zu finden. Dann wünscht du dir vielleicht jemanden an deine Seite, die dich bei deiner inneren Erkundung unterstützt? Nimm Kontakt zu mir auf.
anne
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