Das Gespräch als Klebstoff der Beziehung
Miteinander zu sprechen ist Kunst. Quelle der Verbindung, des Fremd- und des Selbst-Verständnisses. Es erscheint mir so wesentlich, dass ich nun hier eine Beschreibung des Paar- oder Zwiegespräches geben möchte.
Mein Weg zum Zwiegespräch
Vielleicht fange ich damit an, wie es sich in mir entwickelt hat:
In meiner Gestalttherapie-Ausbildung hat die körperlich-emotional-sprachliche Selbsterkundung einen verlässlichen Rahmen für jeden Ausbildungsworkshop gebildet. Im IGTe.V. - dem Institut in dem
ich ausgebildet wurde und nun auch selbst Trainerin bin - nennen wir dies, den Walking Hot Seat. Der Name leitet sich ab vom Hot Seat, mit dem Fritz Perls gearbeitet hat: Wenn er in der Gruppe
mit einer der Teilnehmenden eine psychotherapeutische Sitzung durchführte, setzte sich die Person immer neben ihn. Dieser Platz, auf dem man üblicherweise emotional in Wallung kam und auf dem
einem dann wohlmöglich auch heiß wurde.
Sid Gershenson, Gestalttherapeut der ersten Stunde und Gründer des Vorläuferinstituts des IGT e.V., hat das Element des Gehens in diesen (Selbst-) Erkundungsprozess aufgenommen.
Sid achtete sehr auf den körperlichen und stimmlichen Ausdruck in der Gestaltarbeit. So forderte er die Teilnehmenden immer wieder auf, aufzustehen und in die Selbsterforschung zu gehen. In
Bewegung zu kommen, körperlich, emotional und geistig. Der Einbezug des Somatischen, der Körperempfindungen, in die psychotherapeutische Arbeit zeichnet die körperorientierte Gestalttherapie aus.
Die Arbeit Wilhelm Reichs, sein „schmelzen des Körperpanzers“ ist an dieser Stelle zu erwähnen. Seine Haltungen und Ideen haben Einfluss genommen, auch auf die Gestalttherapie.
Der Walking Hot Seat
In unseren Trainings beginnen und beenden wir jeden Workshop mit dem Walking Hot Seat.
Und das läuft folgendermaßen ab:
Wir sitzen als Gruppe im Kreis. Wenn eine Person bereit ist, steht sie auf, geht in die Mitte und beginnt von sich zu sprechen. Da die kürzeste Formel der Gestalttherapie „Ich und Du im Hier und
Jetzt“ heißt, geht es dabei nicht darum, eine vorgefasste Erzählung über sich zum besten zu geben. Es geht um Selbsterkundung: Was nehme ich in mir wahr, wenn ich in der Mitte stehe, gehe? Wohin
wandert mein Blick? Was passiert in mir, wenn mein Blick auf den Blick eines anderen trifft? Was bemerke ich in meinem Körper? Welche Emotionen treten auf? Welche Gedanken? Was bewegt mich? Was
möchte ich teilen? Wenn ich etwas ausspreche, wie wirkt es auf mich zurück? Nehme ich ein Festhalten in mir wahr? Oder eine Weite und Öffnung? Einen Bewegungsimpuls?
Das sind Fragen, die das über-sich-berichten, anregen können. Es geht immer um den Kontakt mit mir selbst, mit den anderen, mit dem Raum und das zurück pendeln zu mir.
Man könnte das ganze auch als Gewahrseinsübung verstehen: „Als ich saß, hatte ich noch diesen Gedanken. Jetzt wo ich hier bin, bemerke ich, dass etwas anderes für mich in den Vordergrund kommt,
dass ich etwas anderes mit euch teilen möchte. Dass dies und jenes für mich hier jetzt gerade wichtig wird…“
Diese Übung ist wie Detektivarbeit: Immer auf der Spur zu meiner inneren Wahrheit. Mich erkunden. Mir selbst ein Stück näher kommen.
Im Kontakt mit mir selber und mit der Gruppe treffe ich im Inneren auf meine Themen, die mich beschäftigen. Aktuelles. Und Altes, was die Grundlage, den Hintergrund, bildet für das, wie ich das
Heute erlebe, empfinde, deute.
Vom Walking Hot Seat zum Zwiegespräch
Als mir eine Kollegin und liebe Freundin vom Zwiegespräch erzählte, war ich sofort interessiert und sprach mit meinem Mann darüber. Seither führen wir regelmäßig Zwiegespräche. Und ich schätze
dessen Wirkung und Wirksamkeit sehr. Nach jedem Zwiegespräch fühle ich mich innerlich ruhiger und ausbalancierter. Ich fühle wieder eine größere Nähe zu mir selbst und zu meinem Mann.
Wir folgen vermutlich nicht in allem dem, was Moeller ersonnen hat. Im Prinzip mache ich weiter mit meinem Walking Hot Seat. Nur, dass ich es nicht in einer Gruppe, sondern mit meinem Mann
gemeinsam mache. Ich denke, wir haben unsere eigne Form des Gespräches, als Paarspaziergang, gefunden.
Das Zwiegespräch von Michael Lukas Moeller
Michael Lukas Moeller war ein Psychotherapeut und Professor für Psychohygiene und Medizinische Psychologie. Er arbeitete mit Selbsthilfegruppen und hat deren Arbeit mit seinem Stil geprägt und weiterentwickelt. Das Zwiegespräch schuf er als Methode zur Selbsthilfe für Paare. Sein Buch „Die Wahrheit beginnt zu zweit - Das Paar im Gespräch“ beschreibt die wesentlichen Elemente.
Das Buch „Die Wahrheit beginnt zu zweit - Das Paar im Gespräch“
Wenn ich das Buch „Die Wahrheit beginnt zu zweit…“ lese, finde ich vieles von dem, was mir aus dem Walking Hot Seat und der Gestalttherapie bekannt ist, oder was ich als Effekt dessen in mir
beobachtet habe und noch immer beobachte.
In erster Linie ist da das in-Kontakt-treten. Kontakt mit mir auf allen Ebenen: meinen Körperempfindungen, meinen Emotionen, meinen Gedanken. Kontakt mit meinem Gegenüber. Wie ist es, mich zu
zeigen mit dem, was in mir ist? Was erwarte oder befürchte ich als Reaktion der anderen Person? Wo hemme ich mich, halte mich? Wo drängt etwas aus mir heraus? Was möchte ich auf keinen Fall
preisgeben?
Auf Paarebene, wie auch in der Gruppe, hat dieser Austausch, das mich erkunden im Beisein der Anderen, folgen. Moeller überschreibt ein Kapitel mit: „Dass wir miteinander reden können, macht uns
zu Menschen“ und „Was beide angeht, können nur beide lösen“.
Regeln für das Zwiegespräch
Die Grundordnung
Moeller betont die Wichtigkeit eines festgesetzten äußeren Rahmens für das Zwiegespräch:
Es findet verlässlich wöchentlich statt.
Wir nehmen uns anderthalb Stunden ungestörte Zeit
Beide übernehmen Verantwortung für die Einhaltung dieses Rahmens.
Bei sich bleiben
„Keine Fragen. Keine Ratschläge. Jeder über sich.“
Im Zwiegespräch haben beide Personen abwechselnd Redezeit. Bewährt hat sich zwei Mal hintereinander je 15 Minuten im Wechsel, dann jede Person noch einmal 10 Minuten und zum Abschluss 10
gemeinsame Minuten. (Person 1: 15 Min., Person 2: 15 Min., Wiederholung, Person 1: 10 Min., Person 2: 10 Min., Gemeinsam: 10 Min.). Wer beginnt kann per Zufallsprinzip entschieden werden. Wir
machen meist Schnick, Schnack, Schnuck.
Wenn du dann sprichst, sprich über dich, dein Erleben in diesem Moment, oder was aktuell für dich wichtig ist. Es geht nicht um eine Berichterstattung. Das kann auch mit dabei sein. Der
Schwerpunkt ist aber die Selbsterkundung: Was erlebe ich, wenn ich das gerade ausspreche? Um was geht es mir wirklich?
Person 2 hört in dieser Zeit möglichst neutral und aufmerksam zu, ohne sich selber einzubringen. Wenn du zuhörst, beobachte dabei, was in dir geschieht. Das kannst du in deiner Redezeit dann
teilen, sofern es noch relevant ist.
Paar-Rassismus
„Wir werten den anderen ab, wenn wir uns selbst minderwertig fühlen.“, schreibt Moeller, und: „Wir versuchen den anderen einzugemeinden in unsere Realitätsform, in unser Weltreich.“.
Den anderen so haben zu wollen, wie wir ihn oder sie uns wünschen verhindert eine gute Entwicklung zu zweit.
Mir ist es wichtig an dieser Stelle zu betonen, dass es nicht darum geht dies komplett abzustellen. Denn es ist meist ein Zeichen der inneren Not. Es geht darum sich dessen bewusst zu sein und
dafür Verantwortung zu übernehmen. Das beschreibt Moeller auch gut in seinen im Text beispielhaft dargestellten Zwiegesprächen.
Ich selbst weiß, dass ich zu diesem von Moeller benannten „Paar-Rassismus“ - oder auch Kolonialisierung des Partners, wie er es unten nennt - neige. Mittlerweile habe ich gelernt, mich selber
damit besser annehmen zu können. Wenn mein du-sollst-sein-wie-ich-dich-brauche besonders ausgeprägt ist, weiß ich, dass ich unter hohem inneren Druck stehe. Dann versuche ich gütig auf mich zu
blicken, meine Not zu sehen und mich an dieser Stelle besonders gut um mich zu kümmern. Mein Mann weiß darum und ich habe das große Glück, in ihm jemanden gefunden zu haben, der mich an dieser
Stelle liebevoll in meine Grenzen weist.
Wir kolonialisieren, wenn uns Schuldgefühle plagen
Neben dem Paar-Rassismus, spricht Moeller auch von Kolonialisierung in der Beziehung. Schuldgefühle sind in uns so schwer zu containen, dass wir sie oft abwehren, indem wir sie verdrängen oder auf unser Gegenüber projizieren. In letzterem Fall spricht der Autor von Kolonialisierung: „Wir machen also dem anderen die Vorwürfe, die wir uns - oft unbemerkt - selbst machen. Wir drehen den Spieß um, verlagern den Schulddruck von uns auf den anderen.“ Als Lösung bietet Moeller an: „…die Umkehr: Mache ich meiner Partnerin Vorwürfe und werde mir dessen bewusst, dann kann ich mich im selben Moment fragen, was mir Schuldgefühle verursachen könnte, die diesen Vorwürfen entsprechen. Gelingt mir das, kommen wir weiter, während anhaltende Vorwürfe nur eines bewirken: Gegenvorwürfe.“
Fünf Bedingungen einer guten Beziehung
Erkenntnis 1: „Ich bin nicht du und weiß dich nicht“
Wie oft denken wir zu wissen, wie die Partnerin ist, was sie denkt oder fühlt. Dadurch setzen wir das innere Bild, welches wir vom anderen haben fest und vergeben uns die Chance, den Partner in
seiner beständigen Entwicklung immer wieder neu und lebendig zu erleben. Wir nageln das Gegenüber auf eine Idee des so-bist-du fest und behindern so auch sein Wachstum. Statt der
Tatsachenbehauptung über den anderen, empfiehlt Möller das Erleben.
In meiner Praxis empfehle ich oft die eigenen Phantasien über den oder die Andere zu überprüfen, indem du sie fragst, was sie fühlt, denkt, erlebt.
In dieses Spektrum gehört auch das „eingemeinden“. Überprüfe, wenn du „wir“ sagst, ob du nicht „ich“ meinst, jedoch vor der Differenzierung, der Andersartigkeit zurück schreckst. Erst die offene
Andersartigkeit macht einen befriedigenden Kompromiss möglich, so Moeller. Um uns kennenzulernen, müssen wir erst lernen, uns nicht zu kennen.
Erkenntnis 2: „Wir sind zwei Gesichter einer Beziehung und sehen es nicht“
Während wir auf der einen Seite das „Wir“ in Form der Eingemeindung überbetonen, unterschätzen wir auf der anderen Seite unser unbewusstes Zusammenspiel. Moeller spricht hier vom gemeinsamen
Umbewussten. Während ein Zehntel unserer Handlungen durch unser Bewusstsein gesteuert ist, werden neun Zehntel durch unser Unterbewusstsein entschieden (Lawrences Kubie, 1966). Neuere Schätzungen
gehen sogar von bis zu 95% impliziter Steuerung des menschlichen Verhaltens aus (Zaltman, 2003).
Während Erkenntnis 1 unsere Angst von getrennt-voneinander-sein berührt, bedroht Erkenntnis 2 unser Bedürfnis nach Autonomie. Je mehr wir innerlich wachsten, desto besser lernen wir diese daraus
entstehenden Spannungen innerlich zu halten.
Erkenntnis 3: Dass wir miteinander reden, macht uns zu Menschen
„So steht eins am Anfang: zu erkennen, dass wesentliche Gespräche überhaupt nötig sind.“ (Moeller, 2017, 26. Auflage, S.190). Die Sprache ist ein besonderes Medium, um miteinander in Kontakt zu kommen. Umgekehrt führt Sprachlosigkeit zu Beziehungslosigkeit. Bei einigen Paaren gibt es geradezu eine „Bewusstlosigkeit für ihre eigene Beziehung.“ (ebenda). Der Schlüssel zum Kontakt liegt im wesentlichen Sprechen. Wir können viel reden, ohne uns wirklich mitzuteilen. Worum also geht es wirklich? Was genau stelle ich mir vor? Was genau fühle ich? Was genau meine ich?
Erkenntnis 4: In Bildern statt in Begriffen sprechen
Sprich nicht in Kürzeln, sondern bring Beispiele, schildere konkrete Szenen und was du dabei erlebst, wie du dich gefühlt hast, was deine Gedanken, vielleicht Phantasien (über den anderen) waren. Werde so konkret, wie möglich. Auch in der Beschreibung deiner Bedürfnisse. Statt zu sagen, ich brauche mehr Unterstützung von dir, versuche es zum Beispiel mit: „Ich würde mir wünschen, dass du einfach kurz meine Hand nimmst und drückst, wenn ich so aufgewühlt bin. Dann kann ich mich wieder besser spüren und zugleich fühle ich deine Hand und merke, dass ich nicht alleine bin.“
Erkenntnis 5: Ich bin für meine Gefühle selbst verantwortlich
Ein Satz, der sich mir in meiner therapeutischen Ausbildung eingebrannt hat. Er ist in meiner persönlichen Entwicklung immer wieder auf harte innere Widerstände gestoßen: „Warum soll ich plötzlich verantwortlich sein, wenn die Welt doof ist zu mir?!“ Das klingt hart, aber so ist es. Oder besser gesagt, diese Haltung hilft mir aus der Ohnmacht und bringt mich zurück in eigene Handlungsfähigkeit. Wenn ich beginne die Stellschrauben zu suchen, mit Hilfe derer ich die für mich optimale innere Haltung zu etwas finde. Dann komme ich zurück von einem ohnmächtigen „ich kann nicht mehr“ oder verzweifelten „ich muss“, in ein „ich kann“. Angesichts eines Telefonats mit einer schwer kranken Freundin von mir, erscheinen mir die Sätze wie Hohn. Und doch gibt es nichts, was ich ihr mehr wünsche, als genau das: Eine innere Möglichkeit zu finden dieses schwere Schicksal zu tragen und den ihr am besten möglichen Weg darin zu gehen.
Das Walking Zwiegespräch
Aus meiner Erfahrung mit dem Walking Hot Seat heraus stand es für mich außer Frage, dass ich mich im Zwiegespräch mit meinem Mann bewegen möchte. Wir fanden für uns den Spaziergang - unseren
Paarspaziergang - passend.
Die zeitliche Form haben wir von Moeller übernommen. Über die Jahre schaffen wir es nicht immer unseren Paarspaziergang wöchentlich zu machen. Aber in der Anfangszeit der Zwiegespräche waren wir
für mehrere Jahre sehr kontinuierlich dabei. Mal ist es nun er, mal bin es ich, die auf die Gespräche drängt. Was für mich wichtig ist: Dass wir das Bedürfnis nach den Gesprächen beide ernst
nehmen. Und es gelingt uns bisher, auch nach Unterbrechungen, immer wieder in diese Routine zurückzufinden.
Beispiel für eine Selbsterkundung
Zum Ende möchte ich ein kleines Beispiel geben, wie eine Selbsterkundung im Rahmen des Zwiegesprächs konkret aussehen kann.
Meist beginne ich bei der Körperwahrnehmung, bis ich dann erkunde, wie ich emotional gestimmt bin und welche Themen mich beschäftigen. Das könnte folgendermaßen aussehen:
„Ich merke, meine Atmung ist etwas gehalten. Mein Bauch ist fest. Wenn ich mich etwas bewege, spüre ich, dass der Atem etwas tiefer geht… Meine Füße spüren jeden Schritt. Aber ich schwebe etwas
über dem Boden. Ich merke auch, dass ich in Gedanken schon sehr bei dem Thema bin, was ich heute ansprechen möchte. Jetzt wo ich das sage, spüre ich, dass mein Herz schneller schlägt und ich habe
Angst, dass du wütend werden könntest, wenn ich das ausspreche… Vielleicht brauche ich etwas Zeit… Ok, ich merke, mein Herz wird ruhiger. Ich war letzte Woche so irritiert, als du beim Abendessen
so wenig gesagt hast. Jetzt wo ich das ausspreche merke ich, dass mich das an eine Situation mit meinen Eltern erinnert. Sie waren oft so sprachlos miteinander. Ich glaube, ich hatte die
Phantasie, dass du mich irgendwie bewertest, dass ich schon wieder so gereizt mit dir war. Ich habe Angst, dass du dich zurückziehst, wenn ich so bin. Und ich merke, wie das von den alten
Gefühlen, den Erinnerungen an meine Eltern, befeuert wird. Jetzt wo ich es ausspreche, merke ich, dass ich mich beruhige und dass ich ja auch schon viele andere Erfahrungen mit dir gemacht habe.
Vielleicht magst du nachher etwas dazu sagen. Aber ich spüre jetzt schon, dass ich mich nicht mehr so unwohl fühle. Mein Atem geht wieder viel tiefer und der Boden unter meinen Füßen ist deutlich
fester geworden… Jetzt taucht ein anderes Thema auf….“
In dem fiktiven Beispiel oben, hat die Selbsterkundung dazu geführt, dass die Sprecherin sich der inneren Zusammenhänge für ihre Emotionen bewusst geworden ist. Das Thema, welches sie beschäftigt
hatte, - die offene Gestalt - hat sich im bewussten Ergründen geschlossen. Das Thema tritt in den Hintergrund und es ist wieder Platz für ein neues Thema, welches sich nun zeigen kann.
Weitere Beispiele für Dialoge und Zwiegespräche findest du in den Büchern: Die Wahrheit beginnt zu zweit. Und: Worte der Liebe. Beide von Michael Lukas Moeller.
Der Booster: Zeugenschaft der Selbsterkundungen
Sowohl beim Walking Hot Seat, als auch beim Zwiegespräch ist die Zeugenschaft des Dritten (der Gruppe, oder des Partnerers), das Element, welches die Verbindung nach außen bringt. Es entsteht ein Feld in dem wir uns erkunden. Eine weitere Dimension. Ich kann für mich denken, fühlen, erkunden. Doch mich am anderen zu erleben hat eine immens höhere Wirkkraft. Wir als Bindungswesen sind angewiesen auf unsere Mitwesen. Und diese, oder auch der vorweggenommene Andere in mir, schafft diese weitere Ebene. Ich kann mir nicht mehr in die Tasche lügen. Ich spüre den Kontakt unmittelbar, an meiner inneren Reaktion. Wird es hier gerade sozial gefährlich für mich, finde ich Trost und Verbindung, fühle ich mich im luftleeren Raum? Das Gegenüber als Einzelner oder als Gruppe ist der Booster meines Wachstums.
Fazit zu „Die Wahrheit beginnt zu zweit“
Bei der erneuten Lektüre merke ich wieder, warum ich die Bücher (Originalausgaben aus 1986 und 1996) nicht komplett von vorne bis hinten gelesen habe. Moellers Sprache erscheint mir veraltet und
verklausuliert. Das Lesen fühlt sich für mich an, als müsste ich mich erst einmal durch ein Dickicht durcharbeiten, bevor ich auf die für mich wesentliche Essenz stoße. Viele seiner
Begrifflichkeiten, wie Paar-Rassismus und -Kolonialismus, würde ich heute so nicht mehr gebrauchen. Es sind die Schwellen, über die ich hinweglesen muss, wenn ich das Wesentliche erfassen
will.
Trotz allem empfehle ich dir die Bücher. Sie vermitteln wichtige Haltungen und Grundannahmen der Humanistischen Psychotherapie. Auch seine große Weisheit und Zugewandtheit schätze ich sehr. Vor
allem die dort eingestreuten Dialoge der Paare sind hilfreich, wenn du mit dieser Art des Sprechens nicht vertraut bist. Und sicherlich wirst du das Buch anders lesen, als ich.
Probiere dich aus - das geht auch mit guten Freund*innen
Vielleicht hast du Lust dich in deiner Beziehung, oder auch einer guten Freundschaft, mit den Zwiegesprächen zu beschäftigen. Die Zwiegespräche sind nicht nur für Liebesbeziehungen nutzbar.
Schau, was dich aus diesem Text, oder aus einem der Bücher von Moeller, inspiriert und probiere selber aus. Vielleicht entwickelst du zusammen mit deinem, deiner Gesprächspartner*in deinen ganz
eigenen Stil.
Ich freue mich, wenn du Erfahrungen mit mir oder hier in den Kommentaren teilen möchtest. Für Unterstützung bei deiner Selbsterkundung stehe ich immer gerne zur Verfügung. Melde dich bei
Interesse.
Ich freue mich auf dich.
Herzlichst,
anne
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