Wenn ich auf meine Ressourcen schaue kommen Freunde ganz weit oben und je älter ich werde - erfreulicherweise - meine Ursprungsfamilie.
In meiner Jugend und jungen Erwachsenenzeit habe ich sehr genau registriert, wie meine Freundinnen mit ihren Familien verbunden waren. Es gab Freunde, die haben sich selbstbewusst frei und sicher
in ihren Familien bewegt. Sie sagten so etwas wie: „Meine Mutter ist heute Abend nicht da. Ich esse mit meinem Vater, dann ist er nicht alleine.“ Oder riefen von der Abi-Abschlussfahrt jeden
Abend freiwillig zuhause an.
Was bei mir Beklemmungen auslöste, sah bei ihnen ganz entspannt aus.
Als ich in meine erste WG zog war das ein Befreiungsschlag. Wir wollten unsere eigene Familie sein und wir machten alles besser. Wir stellten bessere Regeln auf und rissen alte Regeln ein.
Machten Putzpläne, schmierten uns beim Frühstück Nutella ins Gesicht und machten gemeinsame Ausflüge. In Krisen passten wir aufeinander auf und trugen uns ein Stück durchs Leben. Wir feierten
Partys und unterhielten uns über Politik und die eigene Sexualität. Wir waren Familie wie wir sie uns wünschten.
Die Zeit war geprägt von persönlichen Krisen und einer unbändigen Energie das eigene Leben besser zu machen. Das gelang mal mehr, mal weniger. Meine Rettung in diesen Zeiten waren vor allem meine
Freunde. Die Leute, die ich mir gesucht hatte - meine Wahlfamilie.
Wie ist das heute? Ich bin unendlich dankbar um die bunte Vielfalt an Kontakten, die ich um mich habe: Nachbar*innen, Kolleg*innen, Bekannte, enge Freund*innen, mein Mann, mein Sohn.
Besonders Dankbar aber bin ich, auch zu meiner Ursprungsfamilie wieder zurück gefunden zu haben. Es ist ein Friede und eine Ruhe in meine familiären Beziehungen gekommen, die ich mir viele Jahre
sehr gewünscht hatte, um die ich gerungen und gekämpft habe. Ein großer Baustein dafür, dass dies gelungen ist waren die Familienaufstellungen, die ich gemacht habe.
Das hilfreiche an den Aufstellungen ist, wie ich denke, nicht nur über die Stellvertreter mit den Mitgliedern der eigenen Familie wieder neu in Kontakt zu kommen, sondern das ganz grundlegende
Erlebnis, dass wir Menschen alle miteinander verbunden sind, dass wir alle nicht ohne Schuld und eigene Anteile sind und, dass wir uns vergeben und uns aussöhnen können.
Auch auf meinem letzten Familienstellen-Seminar hat ein Teilnehmender dieses Gefühl der Verbundenheit als so beglückend benannt. Ich bin immer ganz bewegt davon, wenn ich spüre, wie sich dieses
Gefühl in der Gruppe ausbreitet. Welch wunderbares Erlebnis.
Wie erlebst du deine Verbundenheit?
Lust auf eine Familienaufstellung? Dann nimm Kontakt zu mir auf. Ich freue mich auf dich.
anne
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Renate (Montag, 19 Juli 2021 13:44)
Versöhnung in der Familie ist aus meiner eigenen Erfahrung ein so wichtiges Thema. Ich hätte nie zu träumen gewagt, dass die Beziehung zu meinem Bruder sich so entwickelt, dass wir dieses Jahr gemeinsam auf dem Jakobsweg wandern. Das ist Glück.
Sandra (Donnerstag, 22 Juli 2021 00:21)
Familienaufstellungen... ein weites Feld, das sich so oder so begehen lässt. Ich habe schon viel - auf unterschiedliche Weise - "schräges" damit erlebt und weiß daher inzwischen, wie sehr es darauf ankommt, dass es eine empathische Begleitung gibt. Achtsam und freundlich noch dazu, eine Begleitung, die weiß, was sie tut...
Dir. liebe Anne, traue ich das zu.
Dir. liebe Anne, würde ich mich anvertrauen...